Landwirtschaft

Über die Hälfte der Fläche des Biosphärenreservates Spreewald wird landwirtschaftlich genutzt. Bis heute hat die landwirtschaftliche Nutzung eine überragende Bedeutung für die Spreewaldlandschaft. Um insbesondere die typische Spreewaldlandschaft mit ihren kleinräumigen Nutzungsmosaiken zu bewahren und entwickeln, müssen zum einen Möglichkeiten gefunden werden, traditionelle Nutzungsarten aufrechtzuerhalten. Gleichermaßen gilt es neue, naturverträgliche Nutzungsmethoden zu entwickeln. Mit der Umstellung auf eine extensive und transparente Landwirtschaft hat sich die Agrarwirtschaft der Region in den letzten Jahren diesen besonderen Bedingungen dieser sensiblen Region gestellt. Über die regionale Dachmarke Spreewald wird das auch dem Verbraucher vermittelt. Gesunde Lebensmittel aus der Region - das ist, unter maßgeblicher Mitwirkung der Biosphärenreservatsverwaltung, zum Programm der Region geworden und wirkt sich in ersten Wertschöpfungsketten positiv aus. Die Spreewälder Gewürzgurke, aber auch Spreewälder Fleisch und Wurstspezialitäten sind hier bekannt Beispiele.

Erhaltung der kleinteiligen Kulturlandschaft

(Foto: Archiv des Biosphärenreservats Spreewald)
(Foto: Archiv des Biosphärenreservats Spreewald)

Seit Beginn der 1990er Jahre wurden im Biosphärenreservat vielfältige Anstrengungen unternommen, die kleinteilige spreewaldtypische Landbewirtschaftung zu sichern, die die Kulturlandschaft Spreewald maßgeblich prägt. Ziel der (Förder-)Programme war und ist es, die Einzigartigkeit der Landschaft zu bewahren und die Spreewaldbauernhöfe als integralen Bestandteil und unverzichtbares Element dieser Kulturlandschaft zu erhalten und innovativ fortzuentwickeln. Bislang ist der Erhalt eines Spreewaldhofes jedoch mit ständiger Abhängigkeit von öffentlichem Geld verbunden, denn allein über seine herkömmliche landwirtschaftliche Produktion kann er ökonomisch nicht überleben. Die vom Biosphärenreservat maßgeblich mit voran getriebene Gründung einer Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald soll der Region neue Finanzierungs- und damit Handlungsspielräume eröffnen, um die traditionelle, naturnahe Bewirtschaftung des Spreewaldes zu sichern. Denn diese erhält die einmalige Kulturlandschaft des Spreewaldes, das Kapital der Region. So könnte sie zum Beispiel die Möglichkeit eröffnen, Besitzern von Höfen und Flächen finanziell zu unterstützen, damit sich diese mit innovativen Projekten im Tourismus oder auch im Naturschutz ein solides Standbein schaffen. Nachdem sich in den letzten Jahren bereits zahlreiche Akteure der Region im Regionalforum der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ mit wichtigen Projekten für den Spreewald eingesetzt und die Region vorangebracht haben soll nun die Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald noch mehr Menschen eine Chance bieten, dabei mitzutun und Verantwortung zu übernehmen für ihre Heimat.

Ökologischer Landbau

Der Ökologische Landbau entspricht den Bestrebungen des Biosphärenreservats Spreewald zur nachhaltigen und ressourcenschonenden Bewirtschaftung in besonderem Maße. Er wirtschaftet mit geschlossenen Stoffkreisläufen und passt Ressourcenverbrauch und Produktionsintensität an die regionalen Möglichkeiten an. Über 70 Prozent der rund 29.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche im Biosphärenreservat werden heute nach den strengen Kriterien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet; betrachtet man die gesamte Spreewaldregion, also den Wirtschaftsraum Spreewald, sind es 30 Prozent. Damit nimmt der Spreewald bundesweit einen Spitzenplatz ein

Dachmarke

Die regionale Dachmarke Spreewald soll eine vernetzte Entwicklung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche im Spreewald - von landwirtschaftlicher Rohstoffproduktion bis zur Lebensmittelveredelung in der Gastronomie - unterstützten und vorn treiben. Das Logo dient dem Verbraucher als Orientierungshilfe und Qualitätshinweis. Denn Spreewälder Produkte und Dienstleistungen, die damit gekennzeichnet sind, müssen sowohl Regionalitäts- als auch Qualitäts- und Umweltkriterien gerecht werden. Die neutrale Kontrolle ihrer Einhaltung soll dazu beitragen, das Vertrauen in die Produkte und Dienstleistungen mit dem Spreewald-Logo zu erhöhen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Spreewaldvereins.

Gentechnikfreie Region Spreewald

Foto: Peter Becker
Foto: Peter Becker

Das Image der Spreewaldregion, die natürliche Lebensmittel mit einer attraktiven Kulturlandschaft verbindet und daraus touristisches Potential entwickelt, ist aus Sicht einer Vielzahl von betroffenen Landwirten bei Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in Gefahr. Dem aber ist durch die europäische Landwirtschaftspolitik und über die rechtliche Absicherung durch nationale Gentechnikgesetze der Weg bereitet. Die Region Spreewald strebt deshalb einen breiten Konsens zur gentechnikfreien Agrarproduktion auf freiwilliger Basis an. Eine entsprechende Initiative zu einer gentechnikfreien Anbauregion Spreewald ging bereits im Februar 2004 von Landwirten im Biosphärenreservat Spreewald aus. Heute haben sich dieser Aktion 56 Unternehmen der Region angeschlossen und weisen damit ca. 24.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche aus. Allen landwirtschaftlichen Unternehmen steht es frei, sich mit ihren Nachbarbetrieben zum freiwilligen Verzicht des Einsatzes von gentechnisch verändertem Saatgut oder Futtermitteln zu verständigen. Einen möglichen Vertragsentwurf hält die Biosphärenreservatsverwaltung abrufbereit.

Referenzbetriebssystem

Im Spreewald gibt es derzeit zehn landwirtschaftliche Betriebe, die als Partner in Sachen Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaft seit Jahren eng mit der Biosphärenreservatsverwaltung zusammenarbeiten. Unter diesen "Referenzbetrieben" sind sowohl Großbetriebe wie Agrargenossenschaften als auch kleinere Familienbetriebe, denn alle Formen der Landwirtschaft im Spreewald sollen in dieser speziellen Partnerschaft vertreten sein. Als Prüfstein der Praxis spielen sie für die Biosphärenreservatsverwaltung eine wichtige Rolle, auch bei der Umsetzung der Pflege- und Entwicklungsplanung des Biosphärenreservates wirken sie aktiv mit. Entwickelt hat sich die Zusammenarbeit zunächst vor allem über die vertraglichen Beziehungen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes und der Nutzung von Agrarumweltprogrammen der EU. Schwerpunkte waren dabei Maßnamen wie der Wiesenbrüterschutz oder der Erhalt von Feuchtwiese. Darüber hinaus beteiligen sich die Praxispartner an Informationsveranstaltungen und Exkursionen. Zudem entstanden unter Beteiligung der Referenzbetriebe vielfältige wissenschaftliche Arbeiten, die auf die Anwendbarkeit und Nutzung der Ergebnisse ausgerichtet waren. Bewährt hat sich das System der Referenzbetriebe auch bei der aktiven Mitgestaltung und Finanzierung eines LEADER+-Projektes zur Einführung von Umweltmanagementsystemen in die landwirtschaftliche Praxis. Damit wird den Anforderungen nach einer transparenten, umweltverträglichen und verbrauchernahen Landwirtschaft beispielhaft entsprochen. Derzeit wird das Referenzbetriebssystem Spreewald über die Grenzen des Biosphärenreservates auf die Region Spreewald ausgeweitet. Im und vom einzelnen Betrieb werden dann die unterschiedlichen Themen stellvertretend für die Region dargestellt. Das Spektrum reicht vom ökologischen Landbau und integrierten Gemüsebau zu Themenfeldern wie intensiver Milchproduktion, Bodenschutz und Landschaftspflege unter den Bedingungen des Spreewaldes. Auch nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie, Umweltmanagementsysteme in der Landwirtschaft oder Fragen einer nachhaltigen Betriebsentwicklung von Kleinstbetrieben im inneren Ober- und Unterspreewald stehen auf der Tagesordnung.