Lebensraum Wald

Der Name Spreewald lässt es erahnen, noch vor einigen hundert Jahren war die von einem dichten Netz von Fließen durchzogene Niederung weitgehend von Wald bedeckt. Heute ist dies anders. Vor llem Felder, Wiesen, Gehölze prägen das parkartige Landschaftsbild. Spree-WALD bedeckt mit ca. 3.500 ha nur noch einen geringen Teil der Niederung. Während der Unterspreewald noch zur Hälfte bewaldet ist, sind es im Oberspreewald gerade einmal 15 Prozent.
Aus dem größten Teil des Spreewaldes sind im Laufe von Jahrhunderten Wiesen, Felder, Siedlungen geworden. Auch die Waldgebiete selbst veränderten unter den Bedingungen zunehmender Holznutzungen im Kahlschlagverfahren ihr Gesicht. Davon zeugen heute große gleichaltrige Erlenreinbestände. Doch glücklicherweise ist noch ein beachtliches Potential naturnaher, alter Bruch- und Auenwälder erhalten geblieben. Mit der Ausweisung zum Biosphärenreservat wurde seit 1990 die Waldbewirtschaftung Schritt für Schritt naturnah umgestaltet – mit mehr natürlicher Verjüngung, größerer Bauartenvielfalt, dem Belassen von alten und toten Bäumen als Lebensraum seltener Arten und einer den empfindlichen Niedermoorboden schonenden Holznutzung und –bringung mit modernen Maschinen bzw. Seilkrananlagen. Modelhaft werden so - wie es Aufgabe eines Biosphärenreservates ist - umweltgerechtes Wirtschaften entwickelt und die reiche Natur bewahrt.

Erlenbruchwald

Erlenbruch (Foto: Archiv BR Spreewald)

Die Waldgesellschaften im Spreewald unterscheiden sich in erster Linie durch den unterschiedlichen Wasserhaushalt. Der Erlenbruchwald war einst der verbreiteste Lebensraum des Spreewaldes. Er besiedelt nasse Niedermoorstandorte mit hohen Grundwasserständen vor allem im Winter und Frühjahr. In den vergangenen Jahrhunderten wurden Erlenbruchwälder immer stärker zurückgedrängt. Die verbliebenen Nasswälder wurden durch Melioration und Grundwasserabsenkungen stark beeinträchtigt. Viele ehemals nasse Bruchwälder wandelten sich zum Erlen-Eschen-Wald, was durch eine Veränderung des Artenspektrums der Bodenvegetation und der Naturverjüngung der Bäume belegt ist. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Beginn der geregelten Forstwirtschaft, wurden ursprüngliche Erlenbruchwälder teilweise durch Erlen-Rabattenkulturen ersetzt. Auch die ältesten Bestände im Oberspreewald sind Resultat dieser Pflanzungen. In früherer Zeit bleiben diese Eingriffe jedoch verhältnismäßig gering. Erst ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts war ein massiver Rückgang alter, naturnaher Wälder zu verzeichnen. Der Erlenbruchwald ist ein unzugänglicher Urwald - ein richtiges Paradies für scheue Tiere.

Erlen-Eschen-Wälder

Erlen-Eschen-Wälder wachsen auf grundwasserbeeinflussten nährstoffkräftigen Talsanden und Auensedimenten bzw. trockneren Niedermoorböden. Im 20. Jahrhundert sind sie darüber hinaus auf ehemaligen Erlenbruchstandorten entstanden. Ausgedehnte Erlen-Eschen-Wälder findet man im Inneren Unterspreewald sowie im Inneren Oberspreewald. Hier wachsen zum Teil hervorragende Qualitätshölzer, die im Rahmen einer naturschutzgerechten Waldbewirtschaftung einzeln oder in kleinen Gruppen entnommen werden. Der Wald ist reich an Rehen, Wildschweinen, Rothirschen und Füchsen, die ihre Baue auf den trockenen Sandinseln anlegen. In den Erlen-Eschen-Wäldern fliegen spezialisierte Schmetterlinge wie die Laubgebüsch-Striemeneule und die Ockergelbe Escheneule.

Stieleichen-Hainbuchen-Wälder

Der für Deutschland so typische Buchenwald ist im Spreewald eher selten. Stattdessen wachsen auf grundwassernahen Talsanden Eichenwälder, je nach Standort gemischt mit Hainbuche, Linde, Buche, Ulme, Birke oder Kiefer. Sie besitzen eine reiche Krautschicht. In höheren Lagen des Inneren Spreewalds und in den Randlagen war dieser Waldtyp früher weit verbreitet. Inzwischen wurde er - insbesondere im Oberspreewald - großflächig in Wiesen umgewandelt. Im Unterspreewald ist der typische Stieleichen-Hainbuchenwald noch weiter verbreitet. Hier blühen im Frühjahr Gelbe Anemone, Scharbockskraut und Waldmeister sowie auf reicheren Böden das Leberblümchen oder die Einbeere. Stellenweise sprießen eine dichte Maiglöckchendecke oder das Waldveilchen, die Goldnessel und die Frühlingsplatterbse. Zahlreiche Spechtarten wie Schwarzspecht, Buntspecht, Mittelspecht und Kleinspecht sowie eine Vielzahl gefährdeter holzbewohnender Käfer (wie etwa der Hirschkäfer und der Eremit) und spezialisierte Schmetterlinge (Silberfleck-Zahnspinner, Adlerfarneule) fühlen sich hier wohl.  Die Traubeneichen-Kiefernmischwälder und die Stieleichen-Birken-Wälder des Spreewalds wurden durch Kiefernforste ersetzt.

Buchenwälder

Die wenigen Buchenwälder des Biosphärenreservats liegen fast ausschließlich im Unterspreewald. Bei den älteren Beständen handelt es sich um Reste natürlicher Buchenvorkommen am Rande des Verbreitungsgebietes der typischen Buchenwälder Westeuropas. Deshalb ist ihr Erhalt als genetisch wertvolles Potential besonders wichtig. Die Buchenbestände im Buchenhain stellen eine touristische und landeskulturelle Attraktion dar.  

Kiefernwälder und -forsten

Kiefernwälder waren ursprünglich im Spreewald auf kleinräumige Dünen- und Sandstandorte beschränkt. Heute sind die trockenen Randlagen des Spreewalds -eigentlich Standorte des Eichenmischwalds - großflächig mit Kiefern-Monokulturen aufgeforstet. Monokulturen sind immer verhältnismäßig artenarm. Dafür treten einzelne Arten, z. B. Schadinsekten wie der Borkenkäfer, besonders zahlreich auf. Typisch für Kiefernwälder und -forste sind unter anderem: Ziegenmelker auf größeren Freiflächen oder auf Kahlschlägen, Glattnatter, holzbewohnende Käfer (Bockkäfer), Wolfsspinnen, bestimmte Laufkäfer (Großer Kanalläufer, Frühlingsmistkäfer) und spezialisierte Schmetterlinge (Kiefernschwärmer, Rostbinde).

Feldgehölze und Gebüsche, Einzelbäume und Alleen

Weidengebüsche, Laubgebüsche (mit Holunder, Kirsche, Haselnuss, Hartriegel, Weißdorn, Brombeeren und Himbeeren), Feldgehölze (aus Erle, Kirsche, Weiden, Esche, Eiche, Ahorn und Birke) sowie Hecken, die sich aus den unterschiedlichsten Baum- und Straucharten zusammensetzen, sind überall im Spreewald weit verbreitet. Sie stellen wichtige Lebensräume für weitere Pflanzen und Tiere dar: Igel, Mauswiesel, Schläfer und Fledermäuse; Goldammer, Ortolan, Steinkauz, Grünspecht und Wendehals sowie viele Insekten, u. a. die Käfer Heldbock, Moschusbock, Gemeiner Rosenkäfer und Schwarzglänzender Schnelläufer.